37 Jahre später – ein Roadtrip durch Marokko

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Abendstimmung in den Dünen des Erg Chebbi

September 1988: Vom mühsam verdienten Geld unserer Ferienjobs haben wir uns vor fast 37 Jahren in das Abenteuer „Marokko“ gestürzt. Mit ein paar guten Ratschlägen von Freunden, einem „Preiswert Reisen – Marokko“ Reiseführer und einer übersichtlichen Landkarte sind wir damals für zwei Wochen aufgebrochen, um ein wenig von dem Sahara-Feeling einzufangen, das uns in vielen professionellen Diavorträgen während unserer Studentenzeit in seinen Bann gezogen hat. Die hochsommerlichen 47 °C und überaus geschäftstüchtige Teppich- und Souvenierhändler im ganzen Land kamen da allerdings nicht zur Sprache.

Die Bilderstrecke zeigt sechs Originalaufnahmen aus 1988 … 😂

März 2025: Jetzt wollen wir es noch einmal wissen. Wir sind neugierig, was uns heute in Marokko erwartet. Im März gehen wir von angenehmen Temperaturen aus und freuen uns auf freundliche Menschen, Städte mit orientalischem Flair und eindrucksvolle Landschaften. Flug, Mietwagen und Unterkünfte können heute bequem im Voraus über das Internet gebucht werden. Und das Mobil-Phone ist unser stetiger Reisebegleiter. Alles gut organisiert, dafür mit ein bisschen weniger Abenteuer.

Unsere Reiseroute damals und heute …

1987 führte uns die eher spontan festgelegte Route von Agadir zunächst weit in den Süden nach Tiznit und Goulimine zum Kamelmarkt. Dann ging es zurück Richtung Taroudannt, durch Ouarzazate bis Erfoud als Ausgangspunkt für einen Abstecher in die Sahara. Nach einer Wüstennacht ließen wir uns weiter treiben über den Hohen Atlas nach Fes, Meknes, an die Küste nach Rabat und Casablanca bis Essaouira. Über Marrakesch und den streckenweise unbefestigten Tizi n´Test-Pass ging es abschließend noch einmal nach Taroudannt und zurück nach Agadir. Für 14 Tage war das eine ziemliche Tortour und wir haben etliche Stunden bei brütender Hitze in unserem robusten Renault R4 ohne Klimaanlage verbracht.
Landkarte mit Reiseroute durch Marokko im Jahr 2025
2025 haben wir 12 Tage veranschlagt und konzentrieren uns hauptsächlich auf den südlichen Teil des Hohen Atlas und den Anti-Atlas. Vom Flughafen Agadir geht es direkt nach Essaouira und von dort weiter zu einem dreitägigen Aufenthalt nach Marrakesch. Anschließend überqueren wir den 2.260 m hohen Tizi n´ Tichka-Pass im Hohen Atlas und legen in Ait Ben Haddou einen Stopp ein. Auf dem weiteren Weg nach Merzouga verdienen die sehenswerten Schluchten Dades und Todra einen kleinen Umweg. Dann geht es in die marokkanische Sahara mit ihren Sanddünen nach Merzouga und M´Hamid. Danach treten wir die Rückreise an über Taroudannt und später weiter nach Agadir. Auch ganz schön viel Fahrzeit, aber bei angenehmeren Temperaturen und guten Straßen.

Und, hat sich Marokko verändert?
Ein Fazit …

Stadt und Land

Damals wie heute fühlt man sich nach vier Stunden Flug versetzt in eine andere Welt. Lediglich die Anzahl der reisefreudigen Touristen und Instagramer lässt auf das Jahr 2025 schließen. Bei einem Streifzug durch Marrakesch, Zagora oder Taroudannt begeistern uns damals wie heute wunderschöne Paläste, Moscheen und Koranschulen mit zahlreichen bunten Mosaiken. Durch die engen Gassen der Souks zwängen sich hupende Mopeds und lärmende Lastentransporte. Zu unserer Reisezeit ist Ramadan und kurz vor dem Fastenbrechen nach Sonnenuntergang herrscht noch einmal hektische Betriebsamkeit in den Gassen.

Der legendäre Platz der Gaukler „Djemaa el Fna“ in Marrakesch ist nach wie vor der Touristenmagnet – bei Tag und Nacht. Schlangenbeschwörer, Feuerschlucker, Henna-Malerinnen und Essensstände aller Art machen lautstark auf sich aufmerksam und sorgen für orientalisches Ambiente. Für uns an dieser Stelle etwas zu viel Kommerz.

Die Szenerie bei der Fahrt über Land ist nach wie vor beeindruckend vielfältig.

Sowohl unsere Route durch den Hohen Atlas wie auch den Anti-Atlas weiter südlich bieten grandiose Aussichten auf die karstigen Gebirgsmassive.
Durch fruchtbare Ebenen schlängeln sich sattgrüne Oasen mit Getreide- und Viehfutteranbau sowie ausgedehnte Palmengärten.
Rosafarbene Moschee unter blauem Himmel auf dem Weg nach Aït Ben Haddou
Von Zeit zu Zeit tauchen am Straßenrand prächtige Moscheen unter dem strahlend blauen Himmel auf. Bis zu fünfmal am Tag ruft der Muezzin die Gläubigen zum Gebet.
Ksar Aït Ben Haddou im Abendlicht - Kulisse vieler bekannter Kinofilme, wie z. B. Lawrence von Arabien
Der Ksar Aït Ben Haddou sowie die Schluchten Dades und Todra sind mit ihren rötlichen Lehmdörfern und den hoch aufragenden Felsen lohnenswerte Zwischenstopps.

Heute sind die Straßen sehr gut ausgebaut und das Fahren ist entspannt. Anders als 1988 treffen wir unterwegs auf einige Motorradgruppen, die über die engen Pässe des Hohen Atlas cruisen und Individualisten in großen Wohnmobilen, die sich an den Rand der Wüste wagen für ein Stück Freiheit unter dem Sternenhimmel.

Die Menschen

Die Marokkaner sind sehr freundliche und geschäftstüchtige Menschen. Dienstleistungen und Waren werden lautstark und manchmal auch mit kleinen Tricks angepriesen. Damals sind wir mehrfach unfreiwillig bei Teppichhändlern gelandet oder hatten eine ungewollte Führung in den Souks. Diesmal gab es bei unseren Erkundungstouren durch die Medina von Marrakesch nur wenige Händler, die uns gezielt angesprochen oder angelockt haben. Ganz nach unserem Geschmack konnten wir das Gewirr der Souks alleine erkunden und Paläste und Moscheen mit Hilfe von Komoot ausfindig machen.

Ein Tuchhändler in Tinghir posiert in Landestracht für ein Touristenfoto
Zwei Berberfrauen gönnen sich eine kleine Pause beim Ernten von Grünfutter
Zwei Berber beobachten das morgendliche Treiben in den Souks von Rissani

Unsere Autos

1988 haben wir vor Ort einen Renault R4 gemietet, der uns sehr gute Dienste geleistet hat. Die Einheimischen haben ihn damals zurecht als „Wüstenkamel“ bezeichnet. Zuverlässig hat er uns mit hoher Geschwindigkeit über die holprige Steinwüste und die weichen Sandpisten bis zu den ersten Sanddünen der Sahara gebracht. Auch die regennassen, rutschigen Serpentinen des Hohen Atlas hat er mit Bravour gemeistert.
Jetzt waren wir mit einem KIA Seltos SUV unterwegs, der uns ebenfalls sehr sicher über die ganze Strecke gebracht hat. Auch ohne Allradantrieb hat er kleinere „Offroad-Strecken“, die aufgrund kilometerlanger Straßenbauarbeiten zwischendurch mal entstehen, ohne Probleme absolviert.
Für einen Abstecher in die weitläufige Dünenlandschaft der marokkanischen Sahara haben wir allerdings doch lieber auf ein 4×4-Fahrzeug mit unserem Guide Hussein und Fahrer Mohammed gesetzt. 

Die Sahara

Das Café du Sud in Merzouga am Erg Chebbi im Jahr 1988
1988 endete die Teerstraße in Erfoud und es ging über Schotter- und Sandpisten weiter bis zu den ersten großen Dünen der Sahara. Das Café du Sud in Merzouga, das 1988 unsere Herberge war, ist heute ein modernes Hotel mit Swimming-Pool inmitten weiterer luxuriöser Unterkünfte.
Berberzelte im Sahara Camp in Merzouga mit Blick auf Erg Chebbi
Heute führt eine Teerstraße bis nach Merzouga, wo sich die Dünen des Erg Chebbi fast bis an die Hauptstraße ausbreiten. Von dort erreicht man ohne Probleme das gebuchte Wüstencamp, quasi mitten in der Sahara. Die gute Erreichbarkeit lockt aber auch zahlreiche Motorfreaks auf Quads und Enduros an diesen schönen Ort. Abendliche Geräuschkulisse nicht ausgeschlossen.

Ganz anders der fast 500 km von Merzouga entfernte Erg Chegaga: Der Abstecher zu diesen beeindruckenden Sanddünen ist nur den 4×4-Fahrzeugen vorbehalten. Von M´Hamid geht es für uns deshalb mit Fahrer und Guide weiter. Zwei einheimische Berber haben uns mit ihrem Toyota Landcruiser über die endlosen Steinwüsten und Tiefsandpisten in einer Halbtagesfahrt bis zum Desert Candle Camp direkt am Fuße der höchsten Düne von Chegaga gebracht. Das Berberzelt war authentisch, die gemeinschaftlichen Waschräume auch. Dafür wird man hier mit absoluter Ruhe und sternenklarer Nacht belohnt und ein Kamelritt zum Sonnenuntergang ist inklusive.

Berbermusik am Lagerfeuer – Originalaufnahme

Die Hotels

1988 waren die vor Ort gewählten Unterkünfte in erster Linie eins: Billig. Manchmal besser mit Schlafsack zu benutzen, manchmal auch mit eingerosteter Wasserleitung. Heute haben wir uns für eine bessere Kategorie entschieden. Will man authentisch wohnen, geht man in ein Riad, ein traditionelles, marokkanisches Stadthaus mit einem begrünten Innenhof und Springbrunnen.  Hier kann man eine gute Mischung aus abendländischem Flair und europäischen Standards erwarten, meist mit gemütlicher Dachterrasse hoch über dem bunten Treiben in den Gassen. Einen kleinen Nachteil haben die Riads allerdings: Da sie meist innerhalb der Stadtmauern liegen, ist vor dem Check-In erstmal ein kleiner Fußmarsch mit Gepäck angesagt.

Alles in allem ist Marokko damals wie heute auf jeden Fall eine Reise wert, sicher auch länger als unsere Tour von 12 Tagen. Es ist ein Land, wie aus 1001 Nacht. Die bunten Farben und exotischen Gerüche in den Souks aber auch die abwechslungsreichen Landschaften, einsame Berberdörfer und freundlichen Menschen hinterlassen bei uns auch 2025 unvergessliche Eindrücke. An Fotomotiven mangelt es definitiv nicht und die Fahrten über Land mit dem eigenen Mietwagen empfanden wir als sehr sicher. Lediglich Marrakesch könnte man verkehrstechnisch vielleicht mit dem Chaos in Neapel vergleichen.😉

In den Galerien unserer Homepage haben wir gerade auch einen Beitrag zu „Marrakesch“ veröffentlicht. Viel Spaß beim Anschauen!